Es stehen wieder einmal Nationalratswahlen an und da kommen auf den mündigen Staatsbürger schwere Entscheidungen zu…. Gut wegen den beiden die das betrifft braucht man jetzt nicht extra was schreiben, aber es dürfen ja alle anderen auch wählen gehen, also hier eine kleine Erklärung zu den Parteien und ihren Spitzenkandidatinnen und Kandidaten.
ÖVP: Eigentlich Österreichische Volkspartei. Entstammt der christlichsozialen Bewegung, was in Österreich bedeutet dass sie auf einen antisemitischen Gründervater und einen Möchtegerndiktator (der aber immerhin einen gewissen Blutzoll aufweisen kann) als Erneuerer zurückblicken kann… Allerdings hatte sie sich nach dem Krieg neu konstituiert und da durchaus viel für das Land und die Leute getan. Man kümmerte sich um die Bauern, sorgte dafür, dass alle Menschen zumindest die Chance hatten etwas aus sich zu machen, senkte das Wahlrecht auf 18 Jahre, schuf eine Gesellschaft in der es Familien halbwegs gut hatten und arbeitete kompromissbereit mit den Sozialdemokraten zusammen. Das ganze nannte man dann „Soziale Marktwirtschaft“. Heute hat man das Wort sozial aus dem Repertoire gestrichen, denn das ist links und sozialistisch und sich zu einer reinen Partei der Großbourgeoisie entwickelt, garniert mit ein bisschen Hetze gegen Geringverdiener, Frauen, Ausländer oder Queere. Das reicht, dass nicht alle Bauern und Kleinbürger die FPÖ wählen, aber in welcher Hinsicht diese Partei jetzt noch christliche Werte hat oder für irgendwen anderen da ist, als die Benkos und Hortens dieser Welt, erschließt sich nicht.
Spitzenkandidat Karl Nehammer:
Jahrgang: 1972
Herkunft: Wien (aber Ehrenniederösterreicher)
Beruf: Reserveoffizier, derzeit aus unerfindlichen Gründen Bundeskanzler
Mag gerne: Mac Donalds, Alkohol, Psychopharmaka, Autos, Normale
Mag nicht: Erbschaftssteuer, Klimaschutz, Ausländer
Motto: Wer nicht reich oder von hier ist, soll sterben gehen.
SPÖ: Eigentlich Sozialdemokratische Partei Österreichs. Wurde gegründet um sich für die armen Menschen und die Arbeiter einzusetzen. Wollte am Anfang die Welt verändern, sodass niemand mehr ausgebeutet wird, entschied sich dann aber für Kompromisse mit dem Bürgertum. Hatte dennoch einige Verdienste was den Ausbau von sozialen Errungenschaften angeht, Arbeitnehmerschutz, Frauenrechte, eine offene Gesellschaft, all das geht zunächst auch auf die SPÖ zurück. Mit der Zeit wurde das Regieren allerdings so wichtig, dass man als erstes alle Ideale über Bord warf. In der 2. Republik buhlte man dabei ebenso um Nazistimmen wie um die Wirtschaftstreibenden und machte Kompromisse, die man nur noch als totale Kapitulation bezeichnen kann. Nachdem sich Rendi-Wagner quasi komplett von allem distanziert hat, was irgendwie sozialdemokratisch ist und nur mehr die „Wirtschaft beflügeln“ wollte, versucht Andreas Babler jetzt, wieder zu den Wurzeln zurück zu kehren… oder auch nicht, je nachdem was gerade gebraucht wird.
Spitzenkandidat Andreas Babler:
Jahrgang: 1973
Herkunft: Mödling/Niederösterreich
Beruf: Maschinenbauer, Lagerarbeiter (der hat immerhin was gearbeitet) Bürgermeister von Traiskirchen
Mag gerne: Fußball, mit Leuten reden, Karl Marx, die EU
Mag nicht: Die ÖVP, Hans Peter Doskozil, Karl Marx, die EU
Motto: Proletarier aller Länder vereinigt euch… oder nicht, je nach dem halt…
FPÖ: Eigentlich Freiheitliche Partei Österreichs (vermutlich weil andere Namen mit dem Verbotsgesetz kollidieren würden). Laut Eigendefinition die Kinder der 1848er Revolution im Kampf für Freiheit und Liberalismus, laut Definition aller anderen, ist ihre direkte Vorgängerpartei die NSDAP und ihre Tradition beruht auf das 3. Reich. Als objektiv denkender Mensch bin ich verpflichtet hier fair zu urteilen, ich bin schließlich Satiriker und nicht FPÖ-Chef, das heißt ich kann nicht einfach irgendwelche Hetzparolen verbreiten und behaupten sie seien historische Wahrheit. Und die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Seit den 80ern ist ihr Hauptinteresse das Wohl des Kleinen Mannes. Also nicht laut ihrem Programm, das noch unsozialer ist, als das der ÖVP, sondern in dem Bestreben, dem Kleinen Mann das Recht zu erkämpfen, wenn er schon für sich nichts hat, dann wenigstens auf Ausländer, Frauen, Schwule, Linke, Künstler und vieles anderes mehr treten zu dürfen. Damit immer ungemein erfolgreich, bis sie regieren.
Spitzenkandidat Herbert Kickl:
Jahrgang: 1968
Herkunft: Villach/Kärnten
Beruf: Student der Politikwissenschaft, Publizistik, Philosophie (alles ohne Abschluss – wobei das macht ihn mir fast sympathisch, denn so ziemlich alle Künstler haben ein Studium abgebrochen), Berufspolitiker (Volkskanzler der Herzen)
Mag gerne: Extremsport, Pferde, Putin
Mag nicht: Ausländer, Schwule, Lesben, Transpersonen, Andersgläubige, Linke, Masken, Impfstoffe, Ukrainer, Selensky, gemäßigte Rechte, Journalisten, Künstler, Juden, van der Bellen, Strache, Hofer, Haimbuchner, generell Menschen
Motto: Ein Pferd, ein Pferd, den Rechtsstaat für ein Pferd
GRÜNE: Die Grüne Partei setzt sich zusammen aus Anhängern der 68er Bewegung, Umweltschützern, Pazifisten, Emanzipationsbestrebten und einigen Bürgerlichen, die auch die Umwelt ganz nett finden. Wobei seit neuestem hat die Grüne Partei ihre Solidarität entdeckt und führt jetzt eine Rhetorik wie sie im wilhelminischen Preußen üblich war. Ansonsten sind sie sehr dafür, dass man Frauenrechte einhält, außer man beleidigt damit eine andere Minderheit, dann sind sie plötzlich dagegen. Die Umwelt ist wichtig, außer es gibt wichtigeres und um die Koalition zu retten, verzichtet man schon mal darauf abgeschobene Kinder zu unterstützen. Und wenn die Leute sich das Heizen nicht mehr leisten können, sollen sie halt frieren, es geht schließlich ums Klima und um die Ukraine.
Spitzenkandidat Werner Kogler:
Jahrgang: 1968
Herkunft: Hartberg/Steiermark
Beruf: Abgeschlossenes Studium in VWL und Rechtswissenschaft, Forscher in der Umweltökonomie, derzeit Vizekanzler, Sport- und Kulturminister (für die letzten beiden ungefähr so qualifiziert wie ein Fleischhacker für Tierpflege)
Mag gerne: Alkohol, Big Mac, Regieren.
Mag nicht: Putin, Klimakleber, gesundes Essen, Rückgrat
Motto: Alle haben das Recht zu leben, mir wurscht wie…
NEOS: Unsere Liberale Partei. Wie alle Liberale Parteien wollen auch die NEOS im Prinzip dasselbe wie die ÖVP nur halt bunter und weltoffener. Jeder soll leben können wie er will, wenn er genug Geld hat.
Spitzenkandidatin Beate Meinl-Riesinger:
Jahrgang: 1978
Herkunft: Wien
Beruf: Master in European Studies, hauptberuflich in der Wirtschaftskammer tätig (das macht zumindest Sinn)
Mag gerne: Wirtschaft, Geld, EU, die Ukraine, Bücher (laut eigenen Angaben), Kabarettprogramme (da hab ich sie zumindest schon gesehen)
Mag nicht: Gewerkschaften, Arbeitnehmerrechte, Sozialstaat, hohe Pensionen
Motto: Money makes the world go round/Woke und Wehrhaft
BIERPARTEI: Im Prinzip eine Mischung aus NEOS und Grünen, nur auf „lustig“. Wird aus unerfindlichen Gründen für eine linke Partei gehalten, ohne irgendwie sozialpolitisch engagiert zu sein und für eine Satirepartei, ohne dass wesentliche satirische Elemente erkennbar wären. Einzige sinnvolle Maßnahme: Ein Bierbrunnen in Wien. (Das würde ich tatsächlich unterstützen)
Spitzenkandidat Dominik Wlazny/Marco Pogo (was halt grad gilt):
Jahrgang: 1986
Herkunft: Wien
Beruf: Arzt, Musiker. (beides sehr sinnvolle und nützliche Berufe, schade drum)
Mag gerne: Bier, Musik; Impfungen, inhaltsleeres Gerede
Mag nicht: Radler, Politische Inhalte
Motto: Am Morgen ein Bier und der Tag gehört dir.
KPÖ: Eigentlich Kommunistische Partei Österreichs. Drittälteste Kommunistische Partei der Welt, hatte große Verdienste im Kampf gegen den Austro- und erst recht gegen den Nazifaschismus. In diesem Kampf hatte sie die meisten Opfer zu beklagen. Danach war sie am Aufbau der 2. Republik beteiligt, konnte sich aber nicht wirklich entfalten, da sie eigentlich in nichts von der Sozialdemokratie unterschieden werden konnte, außer dass sie sehr bedingungslos an der Sowjetunion hing, was in Österreich nicht so gut ankam. Bis 1996 war das inhaltliche Profil klar definiert: „In der Sowjetunion ist alles besser.“ Dann war der Riesenschock da: „Scheiße, die Sowjetunion existiert ja seit 5 Jahren nicht mehr.“ Daraufhin erfolgte eine Umstellung auf ein pluralistisches linkes Konzept, das vorsieht alle sollen alles kriegen und überhaupt soll alles super sein und zahlen sollen das die Reichen. Wie sich das ausgehen soll fragt man lieber nicht, wenn man nicht das Adjektiv „neoliberal“ an den Kopf geknallt haben will, welches das früher gängige: „Revisionist“ oder „Bourgeois“ ersetzt hat. Außerdem versucht sie woker als die Grünen zu sein, ist für Frieden und Verhandlungen (und wenn Putin oder die Hamas dann ihre Massaker ohne Gegenwehr durchsetzen können, dann ist wenigstens kein Krieg gekommen). Bis lang blieb sie relativ bedeutungslos, außer in der Steiermark und seit neuestem in Salzburg.
Spitzenkandidat Tobias Schweiger:
Jahrgang: 1990
Herkunft: Graz
Beruf: Absolvent der Politikwissenschaft, Philosophie und Internationalen Entwicklung
Mag gerne: Soziale Gerechtigkeit, Marx, Lenin, Elke Kahr, die jungen Grünen
Mag nicht: Kapitalismus
Motto: Völker hört die Signale!
KEINE: Ist eigentlich der Wandel und im Prinzip dasselbe wie die KPÖ, nur das man sich auf keine Grundidee stützt und daher nur Luftschlösser bauen kann. Hauptsächlicher Erfolg des Antritts wird sein, dass die KPÖ nicht in den Nationalrat kommt, weil man genug Stimmen abgeworben hat, ansonsten erschließt sich die Sinnhaftigkeit nicht wirklich.
Spitzenkandidat Fayad Mulla
Jahrgang: 1980
Herkunft: St. Veit an der Glan/Kärnten
Beruf: Magister der Internationalen Entwicklung, Firmengründer, Nachtportier, Restaurantbetreiber, Lagerarbeiter, Entwicklungshelfer im Nordirak, Bereichsleiter im Bereich Finanzen
Mag gerne: Was weiß ich
Mag nicht: Tja
Motto: ????
LISTE MADELEINE PETROVIC: Jö wieder mal eine Partei, die so heißt wie ihre Gründerin, Chefin, Chefideologien und einzig relevante Bezugsperson. Das hat sich ja bei Hans Peter Martin, Fritz Dinkhauser, Frank Stronach und Peter Pilz so bewehrt. In dem Fall haben wir es mit einer Partei zu tun, die im Prinzip grün ist nur halt da wo die Grünen das Impfen zum Heiligtum erklärt haben, ist es halt hier des Teufels. Ansonsten sind keine inhaltlichen Unterschiede zu erkennen, genaugenommen ist sonst kein Inhalt zu erkennen.
Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic (das war schwer zu erraten):
Jahrgang: 1956
Herkunft: Wien
Beruf: Absolventin der Rechtswissenschaft und BWL, Dolmetscherin, Studienassistentin, Beamtin
Mag gerne: Tiere
Mag nicht: Impfen
Motto: Wissenschaft braucht Diskurs (am besten unseren)
Da fällt es freilich schwer die richtige Wahl zu treffen, aber das bleibt eh euch überlassen.