DIE HEIMÄRZTIN

n Zeiten wie diesen, wo es immer unleistbarer wird, tatsächlich einen Arzt aufzusuchen, ist es wahrscheinlich am gescheitesten, wenn man auch die gesundheitlichen Dinge zu Hause erledigt.

Ich habe da ja den meisten etwas voraus, denn ich habe mir schon vor vier Jahren ein neues Hobby zu gelegt, nach dem ich kochen, lesen, Berg steigen, Enten jagen und Nachbarn beschimpfen nicht mehr aufregend genug fand und zwar die Medizin.

Ich habe mir dazu auch ein Buch zugelegt „Kursus zum selber Arzt werden“, dieses in Windeseile durch studiert und konnte meine Kenntnisse bereits kurz danach nutzbringend anwenden.

Als nämlich mein Nachbar vor kurzem an der Grippe erkrankte, dachte ich, es wäre Gelegenheit, eine gewisse Verstimmung, die noch von meinen alten Hobbys herrührte, wieder weg zu machen und habe ihm selber eine Medizin zusammengebraut und ihm diese vorbeigebracht. Ja, er war sehr dankbar…. das heißt nachher hab ich ihn nicht mehr gesehen, aber wahrscheinlich ging es ihm so gut, dass er auf der Stelle ausgezogen ist und sich bedanken, dazu reicht’s halt bei vielen nicht.

Ein anderes Mal hat sich eine Freundin bei der Hausarbeit den Arm ausgerenkt, da halfen bereits zwei Griffe und ich konnte ihr den Arm wieder einrenken…. das heißt na ja, ich hab halt den falschen Arm erwischt, sie hat jetzt zwei ausgerenkte Arme, aber so ist es wenigstens symmetrisch.

Ja und demnächst plane ich meine erste Operation, mein Mann muss nämlich den Blinddarm raus operiert bekommen und ich dachte, wozu soll er da sinnlos Geld fürs Spital ausgeben, wenn seine Frau daheim durchaus in der Lage ist, diese Dinge selber in die Hand zu nehmen. Natürlich habe ich nicht die ärztlichen Instrumente dazu, aber wozu auch? Die kosten nur Geld. Ein Küchenmesser, ein paar Zangen und Drähte, sowie mein Nähzeug tun’s auch. Und wegen der Narkose mach ich mir mal auch keine Gedanken, einmal kräftig das Nähzeug über den Kopf, was den Vorteil hat, dass er nicht nur bewusstlos wird, sondern auch endlich seine schlechten Zähne verliert, die man ihm sonst wieder ziehen müsste. Nur das Küchenmesser sollte ich vorher noch polieren, da hat sich doch etwas Rost angesammelt. Also sie sehen, vergessen sie teure Spitals- und Arztbesuche, mit dem Buch „Kursus zum selber Arzt werden“ und ein wenig Fingerspitzengefühl, werden sie selbst alle gesundheitlichen Probleme in die Hand nehmen können.