GEDANKEN ZUM 8. MAI

Als politisch links sozialisierter und politischer Mensch ist der 8. Mai natürlich für mich von besonderer Bedeutung. Wie anders könnte es sein, ist es doch der Tag in dem das unmenschlichste System, das man sich vorstellen kann endlich, wenn auch mit viel Anstrengung unter Aufbringung tausender Menschenopfer und nur unter Anwendung von Gewalt niedergerungen werden konnte. Diese Bande von Verbrechern, Mördern und Sadisten, die es, nicht zuletzt unterstützt von einigen Geschäftsleuten, denen diese Idee gut in ihr Profitdenken passte, geschafft hatte ihren Wahnsinn als Weltanschauung oder System zu verkaufen, durfte nicht mehr regieren. Manche von denen bezahlten mit dem Leben. Und es boten sich viele Chancen, etwas neues Besseres zu bilden. Dieser Gedanke wurde natürlich schnell verspielt, der Westen dachte zu wenig sozial und solidarisch und die Sowjetunion, damals die Hoffnung vieler Fortschrittlicher Menschen – und zweifellos die Macht, die die größten Opfer aufbringen musste – hatte ihre eigene Diktatur, die zwar nicht auf Unmenschlichkeit aufbaute, aber dennoch grausam und unmenschlich geführt wurde.

In den Ländern wo der Nazifaschismus besiegt wurde, betrachteten sich plötzlich Menschen als Opfer des Faschismus, obwohl es ihnen davor gar nicht so schlecht gegangen war. Ich möchte nicht darüber urteilen, wie sich diese Leute verhalten haben. Ich hätte vielleicht auch Angst gehabt mich dagegen zu stellen, vielleicht wäre ich sogar verleitet worden, bei so was mitzumachen, ich kann es nicht sagen. Aber wenn man nichts dagegen getan hat, wenn man es sogar mitgetragen hat, ist man kein Opfer, davon spricht einen keiner frei.

Die wirklichen Opfer hat man jahrelang vergessen, ihnen nichts geschenkt, sie weiter ausgestoßen, sie sogar manchmal selbst zu Schuldigen gemacht. („Wo wart ihr als es uns schlecht ging?“)

Jetzt speist man sie mit abgespulten Ritualen ab. Immerhin wird auch Wiedergutmachung geleistet, aber sehr zögernd und immer unter Murren.

Es rennen noch immer Leute herum, die dieses Gedankengut verharmlosen oder gut heißen. Der Staat der die Juden schützen soll, wird als das Übelste dargestellt, was wir auf der Welt haben. Auch von denen die sich gerne als Antifaschisten bezeichnen.

Und die Siegermächte? Frankreich hat einen Rechtsruck vor sich, wo genau wieder die Verharmloser und Hetzer zu Wort kommen, Großbritannien schottet sich ab, unsoziale und zum Teil reaktionäre Gedanken sind an der Macht, die USA haben ein Rassismusproblem mit ihren Schwarzen und die Russen sind sowieso auf dem Weg in eine moderne autoritäre Diktatur.

Soll man trotzdem feiern? Ja. Wenn man einmal diese braune Pest besiegen konnte, dann wird sich vielleicht auch jetzt das Übelste verhindern lassen. Und dann kann es vielleicht irgendwie besser werden. Wenn man sich nicht an diese Idee klammert, dann haben wir wirklich alles verloren.