Was über Beethoven fast jeder weiß, ist, dass er zweifellos eines der größten Genies war, das die Musikgeschichte hervorgebracht hat. Weniger bekannt ist, dass er eine Katze besaß, welche bei ihm wohnte und wohl auch immer ihr Schälchen Milch bekam und ein Stück vom Braten, ehe er sich vor sein Klavier setzte, um die Welt mit seinem Genius zu beglücken.
Wie aber war diese Katze denn überhaupt in das Leben dieses einsamen Genies gekommen? Wie war es denn überhaupt möglich, dass ein einsamer Genius wie er sich mit einem Lebewesen umgab, das an Selbsteinschätzung wohl weit über dem Musikus stand. Katzen sind ja nun eben nicht für ihre Bescheidenheit bekannt. Alles begann wohl in einer versonnenen Mondnacht. Beethoven saß am Klavier, das Fenster geöffnet. Schlafen konnte er wie so oft nicht, denn gerade nächtens zog es den Meister immer wieder an das Klavier und da saß er dann oft stundenlang, kaute an seinem Bleistift und betrachtete mit grimmigen Blick das Notenpapier, das sich nicht füllen wollte. So ist das eben mit der Inspiration – gerade hat sie einen noch erfasst und kaum dass man sich zum Klavier begeben hat, um ihr Folge zu leisten, schwingt sie sich auf wie ein Vogel und fliegt davon, hinaus in die Mondnacht. Beethoven starrte den Mond an, dessen Licht seinen Raum durchflutete. Das Licht war so hell, dass er sogar im Stande war trotz gelöschter Kerze zu sehen. Aber die Musik, sie wollte nicht kommen. Er versuchte dem Klavier ein paar Töne zu entlocken, aber da war es wieder. Was er vernahm, war dumpf und kaum mehr in seiner vollen Blüte wahrzunehmen. Seine verfluchten Ohren ließen ihn im Stich. Kann man das Leid eines Musikers erfassen, der sein eigenes Genie nur noch dumpf erlauschen kann und bald möglicherweise nicht einmal mehr das? Gerade als er in frustriertem Zorn den Deckel seines Klaviers zuschlagen wollte, da wurde er eines Schattens gewahr, der an seinem Fenster vorbei stolzierte. Er erschrak ob dieses nächtlichen Besuchers, hatte er doch bis jetzt nichts gehört, das ihn hätte ahnen lassen, dass er nicht allein war. Als er aber nun hinblickte, sah er ein kleines Kätzchen, welches ihn mit melancholischem Blick ansah. Beethoven, nicht unbedingt ein großer Tierfreund, brummte irgendwas vor sich hin und sah dann wieder nach seinem Notenblatt. Aber die Katze hatte nicht vor, sich so einfach abspeisen zu lassen, schließlich quälte sie der Hunger. Also sprang sie mit einem Satz auf Beethovens Schoß und maunzte dort kläglich. Unwirsch wollte der Meister den ungebetenen Gast verscheuchen, aber da blickte er in die traurigen Augen, in denen sich der Mondschein spiegelte, und konnte nun nicht anders als das Kätzchen sanft zu streicheln. Und zum Schnurren der Katze fielen ihm plötzlich sanfte, melancholische Töne ein, eine zunächst immer gleichbleibende Tonfolge aber doch voller Gefühl. Während Beethoven mit einer Hand die Katze streichelte, begann er mit der anderen die Töne zu spielen, die ihm eben durch den Kopf gingen. Und dann bemühte er sich das, was er eben in seinem Inneren gehört und dann gespielt hatte, aufzuschreiben, was aber mit einer Katze auf dem Schoß nicht gerade leicht ist. Der traurige Blick der Katze inspirierte ihn zu immer emotionaleren musikalischen Ausbrüchen. Immer wenn sie miaute, fiel ihm einer jener musikalischen Seufzer ein, die in der unvergesslichen Mondscheinsonate drin stecken. Je intensiver das Schnurren wurde, desto intensiver steigerte sich die Musik.
Nun sind Katzen aber nicht gerade dafür bekannt, es allzu geduldig hinzunehmen, wenn man sich mit etwas anderem als mit ihnen beschäftigt, also wurde die Katze schließlich eher ungehalten, mit allen möglichen Tricks unter Einsatz ihrer Pfoten und auch ihrer Krallen wollte sie nun die volle Aufmerksamkeit auf sich lenken, was Beethoven allerdings so amüsierte, dass er nun zu einem etwas fröhlicheren Teil inspiriert wurde. Da sprang die Katze aber auf und rannte davon und im spärliche Mondlicht konnte der Meister kaum erkennen, was das Tier vorhatte und versuchte seiner habhaft zu werden, worauf ein Notenpult zu Boden gerissen wurde und einige Gegenstände durch die Gegend flogen. Die Katze, davon aufgeschreckt, versuchte sich in Sicherheit zu bringen, wobei noch mehr zu Boden fiel und wohl auch eine Vase zu Bruch ging Das ärgerte aber den Meister gar nicht, denn er konnte sich jetzt nur noch auf den lebhaften dritten Satz entsinnen, der in seinem Kopf herumspukte. In Kürze hatte er das ganze Stück im Mondlicht niedergeschrieben und wandte sich nun der Katze zu. Diese hatte aber bereits die Flucht durch das offene Fenster einer weiteren Begegnung mit der Wohnung des einsamen Genies vorgezogen. Beethoven, der das Werk ursprünglich nach der Katze benennen wollte, entschied sich nun, da diese Reißaus genommen hatte, es stattdessen „Mondscheinsonate“ zu nennen.
Am nächsten Tag aber saß des Abends wieder das Kätzchen an seinem Fenster und da entschloss sich Beethoven, da er ihm ja doch eines seiner schönsten Werke verdankte, dem Tier eine Unterkunft zu gewähren und ihm auch regelmäßig mit einem Stück Braten oder einem Schälchen Milch eine Freude zu bereiten.