Es war wieder etwas Zeit vergangen, ehe es Genosse Pericek dann doch wagte seine Hundedame in den Klub Marxistischer Katzenfreunde mitzunehmen. Lala eine hübsche Labradordame war zwar etwas lebhaft, wie das im Charakter dieser Hunde liegt, aber grundsätzlich sehr gut erzogen, weshalb sie nach einigem Schnuppern sich brav niederlegte und die Sitzung ruhig abwartete. Der mitgebrachte Knochen tat vielleicht sein Übriges, dass sie sich lieber dem Fressen als den restlichen Eindrücken des Raumes widmete. Hier diskutierte man gerade den Tod des kürzlich verstorbenen Commandante Fidel.
Otto Langer hob an eine große Rede zu halten. Er war am Anfang noch etwas still gewesen, vielleicht war es ihm doch peinlich, dass die Hündin, die er vor kurzem noch als Faschistin gebrandmarkt hatte jetzt friedlich da herumlag, an einem Knochen knapperte und so gar nichts an sich hatte, was man brauchte um ein guter Franco oder Mussolini zu sein.
Aber da Genossen Langer meist wenig peinlich war, hatte er sich schon wieder gefasst und hielt nun eine lange Trauerrede für Genossen Fidel Castro und wie er mit seinen Heldentaten die Welt verändert hatte. Genosse Huber gähnte irgendwann vernehmlich, worauf sich Langer zornig unterbrach: „Es mag dem Herren Anarchisten ja egal sein, aber uns Roten bedeutet Fidel Castro etwas, also bitte etwas mehr Respekt, wir werden ja auch Respekt haben, wenn… mir fällt irgendwie niemand ein. Seit Durruti habt ihr Anarchisten einfach keine Persönlichkeiten hervorgebracht.“ – „Also das zeigt, wie ungebildet ihr Stalinos seid!“ rief Pericek dazwischen. „Georg Kreisler, der Kabarettist und Musiker hat sich beispielsweise selbst als Anarchist bezeichnet.“ – „Und was hat der für die Veränderung der Welt bewirkt?“ – „Mit seiner Musik und seinen Texten mehr als euer kleiner Diktator auf Kuba!“ meinte jetzt Huber provokant. „Außerdem sind wir der Klub Marxistischer Katzenliebhaber und in deinem Referat ist noch keine einzige Katze vorgekommen.“ – „Ich wäre gleich dazu gekommen, wenn man mich ausreden ließe.“ – „Ich hab dich nicht unterbrochen, ich habe nur gegähnt und das tue ich immer, wenn du sprichst!“ – „Das nehmen wir zu Protokoll! Genossin Winkler aufschreiben!“ – „Ich denke nicht daran!“ – „Was?“ – „Ja das ist jetzt das zweite Mal dass ich hier den Sekretärinnenjob übernehmen muss. Nur weil ich eine Frau bin, lass ich mir sicher nicht jedes Mal das Protokollschreiben aufhalsen.“ – „Jetzt geht das wieder los!“ – „Ja das diskutieren wir jetzt aus!“ Es war gerade ein großer Streit im Ausbrechen, als Adrian hereinmarschierte. Er setzte sich mitten in den Raum, putzte sich und begutachtete Lala. Diese fuhr jäh in die Höhe, betrachtete den Kater und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz, dann war sie hin und her gerissen zwischen ihrem Knochen und dem Kater, mit dem man sicher herrlich spielen konnte. Adrian schaute: „Du bist also die berühmte Hündin, von der alle gesprochen haben.“ Dass der Kater redete schien Lala etwas zu verwirren, sie gab einen fiependen Laut von sich und entschloss sich dann wieder den Knochen zu sich zu nehmen. „Ein bisschen schüchtern die Dame.“ Meinte Adrian und begutachtete den Hund. „Aber eines muss ich sagen Genosse Langer. Faschistin ist die keine.“ – „Das hab ich ja auch nicht gesagt… Mir ging es mehr darum… im Allgemeinen…“ – „Ja das Hunde im Allgemeinen zum Faschismus neigen, das hast du gesagt.“ Mischte sich jetzt Pericek ein. Jetzt blickte Lala noch einmal auf, sichtlich gekränkt über diese Aussage. „Na na Mädel.“ Meinte Adrian ruhig. „Genosse Langer meint es nicht so. der ist nur ein wenig unleidlich, er hat einfach nicht mehr gelacht, seit die Sowjetunion zusammengebrochen ist.“ – „Seitdem hab ich auch nix zum Lachen gehabt.“ schnauzte Langer zurück. „und ich gewinne langsam den Eindruck, dass nicht nur der ganze KMK mit Anarchisten unterwandert ist, sondern auch der Kater der ihn leitet, ein Anarchist ist.“ – „Das ist lächerlich“ gab Adrian zurück. „Ich bin Kommunist. Die Anarchie funktioniert nicht. Der Kommunismus aber kann funktionieren.“ – „Warum?“ fragte jetzt Pericek. – „Na das ist doch ganz einfach. Wenn man die Produktionsmittel in die Selbstverwaltung der Arbeiter überführt, dann stirbt der Staat irgendwann von selber ab und die Menschen und die Katzen und Hunde und alle anderen leben in freier Selbstbestimmung. Schafft man hingegen den Staat ab, bricht nur das Chaos aus, sonst passiert nix.“ – „Aber der Kommunismus ist doch bis jetzt auch nicht gerade gut gelaufen.“ Gab Pericek zurück. – „Ja aber der kann funktionieren. Dazu muss sich der Mensch nur auf den Bewusstseinsstand der Katzen heben. Wenn Ihr unsere Intelligenz und unseren Durchblick erreicht habt, dann ist der Kommunismus kein Problem mehr. Anarchie dagegen wird immer scheitern.“ – „Lustig“ sagte jetzt Genossin Neuberg „und ich dachte immer Katzen sind Anarchisten.“ – „Na ja solange der menschliche Kapitalismus regiert ist es für Katzen am sinnvollsten sich anarchistisch zu verhalten. Aber unter einander haben wir eine starke proletarische Katzenpartei.“ – „Also ich persönlich finde die Sozialdemokratie am sinnvollsten. Soziale Gerechtigkeit ohne allzu viel Anstrengung.“ Sagte jetzt Lala. – „Der Hund kann auch sprechen. Vielleicht sollten wir wirklich mit den Drogen aufhören.“ Stöhnte Genosse Langer. – „Zu dir komme ich noch. Denn meine ganze Gattung als faschistisch zu diffamieren lasse ich mir ungern gefallen. Das stimmt, wenn dann nur bei den kleinen Hunden Chihuahuas und Pinscher, sowie Malteser. Das ist ein bisschen so wie bei den Menschen, am anfälligsten ist das Kleinbürgertum. Aber noch einmal zur Debatte was spricht gegen die Sozialdemokratie?“ – „Kompromiss mit der Bourgeoisie? Nein danke.“ Fauchte der Kater. – „Ja aber wenn es den Leuten und Hunden…“ – „Und Katzen!“ – „Ja auch, also wenn es denen gut geht, was spricht dagegen?“ – „Das der Kompromiss irgendwann immer damit endet, das die Sozialdemokraten klein beigeben und mit der Bourgeoisie packeln.“ – „Na ja aber erreicht haben die Sozis am meisten. Karl Renner, Bruno Kreisky, Willy Brandt, Francois Mitterand, Olaf Palme…“ – „Gerhard Schröder, Viktor Klima, Tony Blair, Sigmar Gabriel.“ Gab Adrian giftig zurück. – „Das ist unfair, ich habe auch nicht Stalin und Pol Pot erwähnt.“ – „Ja aber die sind Vergangenheit, Sigmar Gabriel ist Gegenwart.“ – „Genau wie Kim Jong Un.“ – „Du wirst doch nicht ernsthaft Kim Jong Un und Nordkorea als Kommunistisch bezeichnen.“ – „So bezeichnen sie sich. Und wenn sie es nicht sind, dann ist Sigmar Gabriel eben auch kein wirklicher Sozialdemokrat.“ – „Das ist… Hör mal ich verliere ungern eine Debatte gegen einen Hund. Ich denke darüber nach und wir setzen das bei Gelegenheit fort.“ – „Mit Vergnügen“ sagte Lala und leckte sich zufrieden am Genital.