Nun ist es also soweit und die Bundesregierung ist nicht mehr. Das heißt, sie ist noch, aber nur mehr, weil sonst gar nix mehr wäre. Hartwig Löger ist nämlich jetzt das Provisorium bevor wir wieder ein Provisorium haben, das dann so lange bleibt bis wir wieder Wahlen haben. Wahlen übrigens, bei denen höchstwahrscheinlich die Regierung gewählt wird, die da jetzt abgesetzt wurde. Sie kennen sich nicht mehr aus? Ich auch nicht, ich weiß nur eines: Unterm Faymann hätt’s des net geben.
Mal ehrlich Hand aufs Herz, was haben wir den damals verarscht? Werner Faymann, der kleine Sozi mit der Quiekestimme, den hat man doch nie so wirklich ernst genommen. Ich auch, ich geb es ehrlich zu. Werner Faymann war sicherlich einer der Personen, die in meinen Kabarettprogrammen besonders oft auf der Schaufel stand. Nur meine Mutter hat ihn immer verteidigt, die mochte Faymann.
Als Werner Faymann dann am 1. Mai 2016 von besonders heldenhaften Jusos von der Bühne gebuht wurde (eine Aktion die ich damals schon entbehrlich fand) da dachten wir alle, dass es nur logisch sei, dass dieser Kasperl endlich die Politik verlässt. Außer meiner Mutter, die wieder sagte: „Da kommt nix besseres nach.“ Und wenn wir uns ehrlich sind, was war denn so schlimm an ihm?
Vergleichen wir ihn doch nur mit seinen Nachfolgern: Als Bundeskanzler wurde er von 2 scheinbaren Vollprofis ersetzt, die alle beide den Karren mit Vollgas an die Wand fuhren. Der Herr Plan-A versagte kläglich und der Herr Reformkanzler mit der beliebtesten Regierung aller Zeiten sprengte schließlich alles in die Luft, nur um dann selbst abgesägt zu werden. Werner Faymann dagegen bot mehr oder weniger 8 Jahre eine stabile Regierung. Ja gut am Ende war es nicht sehr rosig. Unter seiner Führung hat die Sozialdemokratie das Kunstwerk zusammen gebracht, dass ihr Präsidentschaftskandidat bei 11% landete. Aber seine tollen Nachfolger haben das ja nun auch nicht gerade wieder hingekriegt.
Christian Kern, was waren wir nicht alle von dem begeistert? (außer meine Mutter, weil die war ja immer noch Faymannfan). Der hat immer so gescheit geredet und war so souverän mit dem Strache (so souverän, dass der Strache der vorher bei 20% lag, dann etwa 26% einfahren konnte). Und dann hat er den wohl peinlichsten Wahlkampf aller Zeiten geliefert (bis dahin, denn die Sozis setzen seit dem immer neue Standards), wobei die Silberstein-Affäre meiner Meinung nach noch das geringste Problem war. Danach verlor die SPÖ die Kanzlerschaft. Kerns Hauptbeitrag als Oppositionschef war es, darüber beleidigt zu sein, dass er nicht mehr Kanzler ist, dann beleidigt nach Europa zu wollen und dann beleidigt zu sein, dass die Basis darüber vorher nochmal abstimmen wollte und daher beleidigt zu gehen.
Und als Abschiedsgeschenk hinterließ er Pamela Rendi-Wagner. Und wieder waren alle begeistert, außer ich glaub ich muss nicht sagen wer. Bitte sie war ja auch wirklich keine so schlechte Gesundheitsministerin, aber die SPÖ-Spitze hat sie wohl leicht überfordert. Zunächst meinte sie also, Marx sei so überhaupt nicht ihres und Verstaatlichungen kommen ja mal gar nicht in Frage. Das sind durchaus legitime Positionen, aber na ja so ziemlich alle Grundlagen der Sozialdemokratie eigentlich nicht zu wollen, wirft dann doch die Frage auf, warum noch mal bist du dort Parteichefin?
Und dann sprengen Strache und Kurz die Regierung und was macht Pamela Rendi-Wagner. Sie beginnt einen intensiv Wahlkampf für Sebastian Kurz. Sorry aber wenn Beate Meinl-Reisinger die ernstzunehmendere Oppositionschefin ist (mit Positionen wie: „Das Trinkwasser wird nicht an Russen verscherbelt, sondern maximal an ehrliche schweizer Startups (@copyrigth: Harald Pomper) wie Nestle“) dann rennt was schief. Und was lernen wir daraus, der letzte Kanzler und SPÖ-Chef mit Format und halbwegs so was wie einer sozialdemokratischen Einstellung war Werner Faymann. Meine Mutter hatte wohl recht, die war damals schon begeistert von ihm und ehrlich, die Gratiszahnspange hat er eingeführt, er ist halbwegs souverän mit der Finanzkrise umgegangen und….
Na gut lassen wir das, aber besser als seine Nachfolger war er allemal. Und wenn jetzt jemand mit seinen Inseraten kommt, ja gut, das war nicht grad optimal, aber verglichen mit Ibiza. Vielleicht hat der Faymann ja auch einfach K.O.-Tropfen bekommen.
Wie auch immer: es war net alles schlecht unterm Faymann. Ich will den Faymann zurück. Immer noch besser, als das was sich jetzt Sozialdemokratie nennt!